Hypnose- und Gesprächstherapeutin
nach Milton H. Erickson:

Dr. med. Milton H. Erickson lebte bis zu seinem Tode 1980 in Arizona - USA und war ein begnadeter und wohl der bedeutendste Hypnotherapeut. Immer wieder auftetende Kinderlähmungsschübe zwangen ihn in den Rollstuhl, von dem aus er mit äusserster Präzision Verhaltensweisen und -abläufe anderer Menschen beobachtete. Diese Beobachtungen, das Analysieren der Verhaltensvorgänge und das Finden von Zusammenhängen, machten ihn
zu einem einmaligen Hypnotherapeuten, der mit seinen gut durchdachten Interventionen nicht nur verblüffte, manchmal auch schockierte, sondern auch ausserordentliche Erfolge erzielte. Mit seiner ruhigen, vertrauensvollen Art strahlte er eine Autorität aus, die glaubhaft vermittelte, dass alles so ist oder so sein wird, wie er es sagt. Einige seiner Schüler, z.B. Sidney Rosen, haben über seine Lehrmethoden und Lehrgeschichten Bücher geschrieben, so dass uns ein unschätzbarer Nachlass zur Verfügung steht.

Die Ausbilder in Hypnotherapie nach Milton H. Erickson
von Doris Purol-Mair waren:

Robert Mc Donald, Stephan Gilligan, Robert Dilts, David Cheek,
Jeffrey Zeig, Gunther Schmidt, Burghard Peter, Bernd Trenkle,
Dr. Wolfgang Lenk.

Sie arbeitet vorwiegend mit Metaphern, das heisst mit massgeschneiderten Geschichten, die nicht nur das Problem des Klienten für ihn verständlich machen, sondern ihm auch Lösungswege aufzeigen. Im Gespräch wird Doris Purol-Mair Sie mit verblüffenden Fragestellungen überraschen. Diese Fragen bewirken, dass Sie von selbst und auf eine effektive Weise Ihre Antworten finden, die Sie in bezug auf Ihren „Problembereich‟ suchen.

Wenn Sie Weizen säen,
was erwarten Sie zu ernten?

Es war einmal ... ein Heizungsableser. Jedes Jahr kam er kurz vor dem Weihnachtsfest in die Wohnungen eines Hauses mitten in der Stadt. Er musste nicht nur die Treppen des Vorderhauses hochsteigen, nein, auch die des Seitenflügels. Doch das machte ihm nichts, er hatte immer gute Laune. Egal, wieviel Treppen - egal welcher Mieter ihm die Tür öffnete. Woher er die gute Laune nahm, wusste niemand so genau. Es fragte auch keiner danach. Jeder nahm an, es handle sich um einen glücklichen Heizungsableser. Alle Mieter freuten sich, ihn zu sehen, boten ihm einen leckeren Tee und köstliches Weihnachtsgebäck an und erfreuten ihn zu guter Letzt mit einem weihnachtlichen Trinkgeld. Unser Ableser quittierte das mit einem noch gewinnenderen Lächeln und guten Wünschen für jeden Bewohner des Hauses. Das Jahr darauf erschien er leider nicht mehr. Schade, dachten
die Mieter und fragten sich: „Hat er sich beruflich verbessert?‟ Auch das wusste niemand, aber jeder konnte sich das gut vorstellen. Er war einfach nicht nur ein liebenswerter Mann, sondern auch liebenswürdig im Umgang mit anderen Menschen. Solche Menschen werden oft auf scheinbar geheimnisvolle Weise gefördert, nicht wahr?

Sein Nachfolger machte sich schon allein durch sein Sturm klingeln unbeliebt. Auf das, seiner Meinung nach, zu langsame Türöffnen der Mieter reagierte er genervt. Er knallte seinen schmutzigen Werkzeugkasten auf den Wäscheständer voller sauberer Wäsche oder auf die Toiletten der verdutzten Mieter, und reagierte ungemein sauer auf diejenigen, die den angesagten Ablesetermin verschieben mussten. Eigentlich ist es ja nicht so verwunderlich, dass zur Weihnachtszeit an einem Freitag zwischen 18 und 20 Uhr z.B. auch Weihnachtsfeiern stattfinden, an denen die Leute gerne teilnehmen, oder? Diesen Ableser interessierte das nicht im geringsten und schon gar nicht der Begriff: „kundenfreundliche Dienstleistung‟.

Eine Mieterin wagte es, ihn daraufhin anzusprechen. Voller Empörung rief der neue Heizungsableser aus: „Aber das ist es ja gerade! Was heisst denn kundenfreundlich? Ich soll nach der Pfeife der Mieter tanzen. Die nehmen sich ja alles raus! Glauben Sie doch nicht, dass einer von denen daran denkt, mir ein Trinkgeld zu geben!‟ Wutentbrannt verliess er die Wohnung und hatte sogar vergessen, sich die Unterschrift auf dem Jahresablese-Protokoll geben zu lassen. Kopfschüttelnd schaute die Wohnungsinhaberin ihm nach und wunderte sich nicht. Wer gibt schon einem genervten, unfreundlichen und sich schlecht behandelt fühlenden Ableser mit oder ohne Freuden ein Trinkgeld? Und warum auch?

Plötzlich wusste die Mieterin, was damit gemeint ist: Jeder lebt in seiner eigenen Welt!

Sie hatte nämlich einen Briefumschlag für ihn vorbereitet mit ein paar liebevollen Grüssen an ihn und einem Trinkgeld, das sie ihm zukommen lassen wollte. Unser genervter Handwerker hatte so eine Geste nicht erwartet. Also benahm er sich auch so, dass er nicht in den Genuss des Trinkgeldes kommen konnte...

Kennen Sie diese weitverbreitete Einstellung: Ich gebe erst, wenn ich etwas bekommen habe? Ich werde dich lieben, wenn du mich liebst? Viele von uns hängen in dieser Warteschleife und warten darauf, dass der andere den ersten Schritt macht. Ebensogut könnte ein Landwirt sagen: „Ich werde erst säen, wenn ich gesehen habe, dass die Saat aufgegangen ist‟. Ein Lächeln macht genauso viel oder wenig Mühe wie ein düsterer Blick; ein freundliches Wort ist genauso lang wie ein abwertendes. Ein aufmunterndes Wort zu sich selbst kostet genauso viel oder wenig Kraft wie eine Eigenbeschimpfung oder Beleidigung. Wer Weizen sät, kann keinen Hafer ernten, nicht wahr?

Das Leben ändert sich, wenn wir uns ändern.

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